Wie forschen mit den Science and Technology Studies?

Workshop für Nachwuchswissenschaftlerinnen am 26./27.10.2017, Universität Siegen
https://stsworkshopsiegen.wordpress.com

Boundary Objects, Urban Assemblage, Immutable Mobiles, multiple Körper oder zirkulierende Referenz – die konzeptionellen und begrifflichen Vorschläge zur Erfassung des Sozialen als heterogene Versammlung menschlicher und nichtmenschlicher Akteure haben in den letzten Jahren an Kontur und Vielfalt gewonnen. Hervorgehend aus den (Labor-)Studien der Science and Technology Studies (STS) sowie die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT), werden diese Konzepte umfassend rezipiert und haben zu einer weitreichenden Diskussion sozial- wie kulturtheoretischer Annahmen geführt. Doch wie sieht die praktische Umsetzung der Konzepte in konkreten Forschungsprojekten aus? Was bisher zu wenig stattfindet, ist eine grundlegende methodologische Reflexion darüber, ob und wie sich die theoretischen Konzepte innerhalb empirischer Aufgabenstellungen um – und, in der feldspezifischen Forschungspraxis, einsetzen lassen. Der Workshop möchte sich dieser Black Box der eigenen Arbeit mit den Science and Technology Studies am Beispiel konkreter Forschungsprojekte widmen.

Wir stellen die Frage, wie sich empirisch mit den Ideen und Konzepten der Science and Technology Studies arbeiten lässt und welche Folgen ihre Heuristiken für Methodologie, Methoden, Forschungspraxis, Datenanalyse, sowie der Repräsentation der Ergebnisse hat. Ziel des Workshops ist es nicht zuletzt, empirisches Arbeiten mit den Begriffen der Science and Technology Studies zu konfrontieren und von ihrer Prämisse zu profitieren, so dass gerade dann, wenn es hakt, die Abläufe transparent werden. Wir möchten eine Diskussion über die (Un-)Möglichkeiten des empirischen Arbeitens mit den STS führen und sowohl das Scheitern als auch das Lösen konzeptioneller Herausforderungen in den Fokus nehmen.

Der Workshop richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen, die in und durch ihre Forschung die konzeptionellen Annahmen der Science and Technology Studies reflektieren. Um einen bewusst problemorientierten Austausch zu initiieren, sind die Teilnehmerinnen dazu angehalten, empirisches Material aus ihrer Forschung miteinzubringen. Gerahmt wird der Workshop durch zwei Keynotes, in denen erfahrene STS-Forscherinnen aus ihrer Praxis berichten. Gesucht und erwünscht sind Beiträge, die einzelne Erhebungs- wie auch Auswertungsmethoden vorstellen und diskutieren oder in denen eine Reflexion der empirischen Methoden stattfindet. Fragen könnten unter anderem sein:

-Wie stehen STS-Konzepte in Bezug zu klassischen kultur- und sozialwissenschaftlichen
Erhebungs- wie Auswertungsmethoden?

-Welche Probleme ergeben sich bei historisch ausgerichteten Forschungsvorhaben mit den
Konzepten der STS?

-Wie lassen sich Unsicherheiten und Unbestimmtheiten im Forschungsprozess einbinden
oder erhalten und in der Darstellung von Ergebnissen repräsentieren?

-Auf welche Weise lassen sich immaterielle Aktanten (z.B. Emotionen, Imaginationen,
mentale Bilder, Werte etc.) erforschen und dars
tellen?

-Wie können heterogene Bestandteile des Sozialen und deren Protokollierung in ebenso
heterogenen Datenmaterialien in einer Auswertung zusammengeführt und dargestellt
werden?

-Wie lassen sich Heterogenität und Multiplizität des Sozialen oder das Symmetriepostulat der ANT umsetzen, durchhalten und darstellen?

-In welchen Fällen können experimentelle Schreibweisen und -stile, wie z.B. fiktive Dialoge, Selbstinterviews oder unorthodoxe typographische Setzungen hilfreich sein, um den reflexiven epistemologischen Anlagen gerecht zu werden?

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) sowie Ihre Kontaktdaten bis zum 15.Juli per Email an

stsworkshop.siegen [at] gmail.com

Der Workshop soll neben der Diskussion der einzelnen Beiträge auch zur Vernetzung von Nachwuchswissenschaftlerinnen beitragen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen.

Für Fragen und Informationen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.

Astrid Wiedmann, Locating Media, Universität Siegen
Andreas Wagenknecht, Locating Media, Universität Siegen
Katherin Wagenknecht, Westfälische Wilhelms-Universität
Philipp Goll, Locating Media, Universität Siegen