Sprache und Protest – Workshop für linguistische Protestforschung

Workshop des DFG-Graduiertenkollegs Locating Media

17.-18. März 2016, Raum AE-A 102, Artur-Woll-Haus, Universität Siegen

Organisation: Mark Dang-Anh (Siegen) und Dorothee Meer (Bochum)

 

In den letzten zehn Jahren hat der Zusammenhang zwischen unterschiedlichen politischen Praxisbereichen und der linguistischen Erforschung von Sprache durch eine zunehmende Institutionalisierung linguistischer Forschung zum politischen Sprachgebrauch deutlich an Gewicht gewonnen. Dennoch finden sich bisher kaum linguistische Untersuchungen, die sich dezidiert mit Fragen der Relevanz sprachlicher und bildlicher Konstitutionsformen politischen Protests und deren Medialitäten empirisch gestützt auseinandersetzen. Dabei liegen gerade Formen des politischen Protests im Schnittbereich unterschiedlicher linguistischer Fragestellungen, die aus wissenschaftlicher Perspektive hochaktuell sind:

  • Mediale Realisierung politischen Protests und Protestkommunikation unter Nutzung von Mailinglisten, Webseiten, sozialen Medienplattformen, Wikis, Blogs oder Chatgruppen.
  • Fragen der multimedialen Konstitution politischen Protests unter Nutzung weiterer semiotischer Modalitäten wie Bilder, Selfies oder Filmsequenzen.
  • Schriftliche Aushandlungsformen politischer Aktionen oder Reaktionen durch die Kombination unterschiedlicher medialer Formen der Realisierung politischen Protests.
  • Gesprächs- und konversationsanalytische Untersuchungen mündlicher Aushandlungsformen im Rahmen von Protestgruppen.
  • Kommunikative, körperliche und materiale Praktiken des Protests jenseits einer Schriftlichkeits-/Mündlichkeitsdichotomie.
  • Methodologische Beiträge und die Darstellung und Anwendung unterschiedlicher Methoden(-kombinationen) der linguistischen Protestforschung.

Konkret geht es uns im Rahmen des vorliegenden Workshops um Beiträge, die sich aus empirischer Perspektive mit Fragen im Umfeld der Erforschung politischen Protests beziehen. Auch Beiträge zur Medienberichterstattung über Proteste und Protestbewegungen sind in diesem Zusammenhang denkbar. In jedem Fall soll auf die Beschränkung methodischer Zugänge zu Phänomenen politischen Protest gezielt verzichtet werden, um jenseits methodenspezifischer Grenzen gerade auch Formen der Vernetzung unterschiedlicher Protestaktivitäten diskutieren zu können.

Geplant sind 30-minütige Vorträge mit daran anschließenden ausgiebigen Diskussionen. Ebenso ist eine 60- minütige Datensitzung vorgesehen, in der „Work in Progress“ vorgestellt und Datenanalysen intersubjektiv besprochen wird. Ziel des Workshops ist es, erste linguistische Perspektiven auf den Gegenstand „politischer Protest“ zu entwickeln, für fokussierte Forschungsfragen zu sensibilisieren und damit Perspektiven für weitere Forschungsprojekte anzudenken. Insoweit sind ausdrücklich auch in der Planung befindliche, gerade anlaufende und noch nicht abgeschlossenen Projekte aufgefordert, den Workshop zur weiteren Vertiefung zu nutzen. Ebenso wollen wir mit diesem Workshop dazu beitragen, Forscherinnen und Forscher der linguistischen Protestforschung stärker miteinander zu vernetzen und so den wissenschaftlichen Diskurs voranzutragen.

Um Anmeldung wird gebeten an dang-anh@www053.zimt.uni-siegen.de.

 

Programm

Donnerstag, 17. März 2016

13.00 Uhr Get together
13.30 Uhr Mark Dang-Anh (Siegen) & Dorothee Meer (Bochum) Einführung
14.00 Uhr Hajo Diekmannshenke (Koblenz) Der subversive Diskurs
15.00 Uhr Kaffeepause
15.30 Uhr Ruth Mell (Mannheim) Sprachliche und diskursive Protestpraktiken bei Rudi Dutschke und Russel Brand
16.30 Uhr Carolin Waegner (Leipzig) Die Medienberichterstattung in der DDR im Herbst 1989
17.30 Uhr Kaffeepause
17.45 Uhr Christian Bendl (Wien) Zeit-Räume des Protests. Polyhistorizität und Historizitätsideologien im  Diskurs Identitäre Bewegung Österreich
20.00 Uhr Abendessen Restaurant myfirst.kitchen: http://myfirst.kitchen

 

Freitag, 18. März 2016

09.00 Uhr Sascha Michel (Koblenz) & Steffen Pappert (Essen) Wahlplakate als Gegenstand öffentlichen Wahlkampf-Protests (Datensitzung)
10.30 Uhr Kaffeepause
10.45 Uhr Eva L. Wyss (Koblenz) „Show you are not afraid!“ Entkörperlichung und Verkörperung in Protestselfies im Web 2.0
11.45 Uhr Abdel-Hafiez Massud (Magdeburg) Arabischer und deutscher Proteststil in der computervermittelten Kommunikation
12.45 Uhr Mittagessen
14.15 Uhr Luisa Fischer (Siegen) Wachstum- und Wachstumskritik – Interdependenzen von Diskurs und Gegendiskurs als Protestverarbeitung in der öffentlichen Kommunikation
15.15 Uhr Abschlussdiskussion
16.00 Uhr Ende

Quelle: photocase / tobeys