Technische Kommodifizierung des Klangs: eine ethnographische Untersuchung im deutschen Tonstudio
Das Dissertationsprojekt untersucht die Frage: Wie wird ‚guter Klang‘ bestimmt und hergestellt? Mithilfe moderner Medientechnologien wird die Einmaligkeit des Klangs eingefangen und zugleich der Ortsbezugs des Klangs aufgehoben. Klänge werden im Tonstudio erzeugt, aber nicht primär um von Toningenieuren gehört zu werden, sondern um als ‚Ware‘ distribuiert zu werden.
Toningenieure bemühen sich daher darum, den ‚guter Klang‘ in die unberechenbare ‚echte Welt‘ zu transponieren. Ein Tonstudio kann in diesem Sinne als ein wissenschaftliches Labor betrachtet werden, das eine Übersetzungsleistung zwischen einem kleinen kontrollierbaren Raum und einer Außenwelt herstellt. Ein Tonmeister ist dazu idealerweise mit sogenannten ‚goldenen Ohren‘ ausgestattet, um feinste Nuancen im Ton zu erkennen und eine klangliche Plastizität wahrzunehmen. ‚Goldene Ohren‘ nehmen nicht nur auf die körperliche Hörkraft Bezug, sondern sind größtenteils kulturell erworben.
Die ethnographische Untersuchung im Tonstudio soll zeigen, wie ‚guter Klang‘ und ‚goldene Ohren‘ empirisch bestimmt und sozial vereinbart werden, und welche technischen und sozialen Affordanzen dabei Berücksichtigung finden. These ist, dass hochspezialisierte Fachkenntnisse und tontechnische Praktiken sprachlich übersetzt werden müssen, um dadurch Schnittmengen mit anderen Wissensbereichen zubilden und Wirkungsmacht zu entfalten. Zur Umsetzung zielt das Dissertationsprojekt auf eine Prozessanalyse der Verdinglichung von Klang unter Berücksichtigung der ‚klangmedienspezifischen‘ Herstellung marktwirtschaftlicher Arbeitsteilung.