„Medien der Entwicklungszusammenarbeit“
Ein zentraler Bestandteil von Entwicklungszusammenarbeit (EZA) ist der wechselseitige Austausch von Wissen, Ideen, Personal und Geld. Doch wie werden Sachverhalte zwischen unterschiedlichen sozialen Welten transportiert? Die Erstellung, Aneignung und Zirkulation von Sachverhalten und die damit einhergehende Übersetzung von Anweisungen und Vorstellungen aus der deutschen Geberorganisation, aber auch von Repräsentationen im Entwicklungsprojekt, sollen im Dissertationsvorhaben aus medientheoretischer Sicht untersucht werden. Die Grundlage der Analyse bildet eine Feldforschung in einem Entwicklungsprojekt in deren Mittelpunkt die Empfänger von EZA, ihre Bedürfnisse, Bedeutungszuschreibungen und Probleme stehen. Mit Hilfe der Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour, Callon, Law 1980) werden die medialen Vermittlungsschritte und die Verknüpfungen materieller, medialer und personaler Akteure kleinteilig nachvollzogen.
Das Promotionsprojekt stellt die einzelnen Akteure und ihre Verbindungen heraus und gibt Aufschluss über die Bedeutung von Mikro-Akteuren für den gesamten Prozess, welche insbesondere in Ausnahmesituationen und Störungen in Erscheinung treten. Zudem wird untersucht, welcher Akteur in welcher Situation eine vermittelnde Funktion einnimmt, und so zu einem Medium wird. Damit eine erfolgreiche Kooperation in der EZA gelingen kann, müssen sich die unterschiedlichen Akteure auf bestimmte Verfahren und Standards, sogenannte boundary objects (Star und Griesemer 1989), einigen. Der Identifizierung solcher medialen boundary objects und ihrer Zirkulation sowie die Analyse der Entstehung von Netzwerken in Form von Übersetzungsketten soll vor Ort und in situ analytisch erfasst und theoretisch reflektiert werden. Des Weiteren geht das Forschungsprojekt der Frage nach, welche Rolle immutable mobiles (Latour) innerhalb der Kooperation spielen, welche Repräsentationen sie beinhalten und inwiefern sie als Mittel zur Kontrolle auf Distanz eingesetzt werden.