„We Will Meet in the Blind Spot“

Filme von Maj Hasager & Buchpräsentation
29. November 2015, 18.00 Uhr, Filmforum NRW im Museum Ludwig.

Die dänische Künstlerin Maj Hasager entwickelt ihre Arbeiten mit Text, Klang, Video und Fotografie durch einen forschungsbasierten und interdisziplininären künstlerischen Ansatz. In ihren langfristig angelegten Projekte läßt sie sich zunächst auf die persönlichen Erzählungen von Menschen und Orten ein, bevor sie ihre eigenen visuellen und textuellen Interpretationen entwirft. Bisher führte sie ihre Arbeit an so unterschiedlie Orten wie Israel/Palestina,  Gdansk in Polen und dem EUR Distrikt in Rom, Italien.

Thematisch beschäftigt Hasagersich mit Machtstrukturen, Identität, Gedächtnis und der Konstruktion von Geschichte und Architektur. Mit ihrem Fokus auf der kulturellen Interpretation und der Repräsentation unterschiedlicher Räume verbindet sie diese Phänomene in unterschiedlichen Formaten wie Filmen, Ausstellungen und Büchern.

Charakteristisch für Hasagars Stil ist ihr langfristiges Einlassen auf Menschen und Orte, dieEinbezieung von persönlichen Stimmen in ihre Arbeiten aber auch das spielerische Fiktionalisieren dieser Geschichten. Ihre unkonventionelle Vorgehensweise zwischen Dokumentation und Fiktionalisierung steht in Beziehung zu aktuellen Formen filmischer Forschung und ethnografischer Experimente, die audiovisuelle Mittel nutzen, um Orte in ihren historischen, kulturellen und persönlichen Dimensionen erfahrbar zu machen

Die Filmemacherin ist zum anschließenden Filmgespräch und der Buchpräsentationanwesend.

Eintritt frei.

Der Filmabend bildet die lose Fortsetzung zu einer Veranstaltungsreihe von »Meshwork. Experiments in Media, Art and Anthropology«, die neue Ansätze im ethnografischen Film und in der Visuellen Anthropologie an der Schnittstelle von Dokumentarfilm, filmischem Experiment und künstlerischem Forschen präsentiert.

Eine Kooperation des DFG-Graduiertenkollegs »Locating Media« der Universität Siegen mit dem Allerweltskino e.V. und dem Filmforum NRW e.V. im Museum Ludwig und Meshwork: Experiments in Media, Art, and Anthropology. 

 

PROGRAMM

 

»Decembers –narratinghistory«, Polen 2012, 15 Min., OmeU

In Hasagers Montagefilm »Decembers – narratinghistory« verbinden sich Bilder der offiziellen Geschichte von Gdansk, ausrangierte Archivmaterialien und auf tatsächlichen Erzählungen von beteiligten Frauen beruhende Geschichten zu einem filmischen Narrativ. Die Arbeit konzentriert sich auf zwei Proteste,die im Dezember statt fanden – der erste Protest 1970 und der zweite 1981. Der erste wurde brutal von der polnischen Volksarmee und den Bürgermilizen niedergeschlagen. 42 Menschen wurden ermordet und über 1000 verwundet. Der zweite Protest begann in einer Phase des Ausnahmezustandes. Beide Ereignisse sind sehr bekannt und tausende Fotografien dokumentierten die darauf folgenden Straßenkämpfe und Proteste, unter anderem der Solidarność-Bewegung. Der Montagefilm wirft ein Licht auf die ausrangierten Geschichten und Bilder des Alltags und betont deren Rolle im Gewebe der Geschichte. Die Arbeit ist ein Versuch, individuelle und private Wahrnehmungen eines historischen Ereignis in den Vordergrund zu rücken und die offiziellen Bilder zu ergänzen. Der Film besteht aus Bildern des Archivs des „European CentresforSolidarity“ in Gdansk.

narr1Decembers – narrating history« © 2012 Maj Hasager, video still narr2»Decembers – narrating history« © 2012 Maj Hasager, video still
»We will meet in the blind spot «, Italien 2015,36 Min., OmeU

Der Film „We will meet in the blind spot”nimmt als Ausgangspunkt die Architektur in und um das Stadtviertel „Esposizione Universale di Roma“ (EUR) – Mussolinis utopisches „drittes Rom“. Das ideologisch wie politisch »gescheiterte Projekt«, wie Hasager es nennt, wurde erst in den 1960er mit ganz anderen städteplanerischen Absichten fertig gestellt. In der „weißen Stadt“, die vor allem von Beamten und Geschäftsleuten bevölkert wird, ist die Philippinische Gemeinschaft, eine der ältesten Italiens, vor allem als Hausangestellte, Gärtner oder Chauffeure sichtbar –  und doch gleichzeitig scheinbar unbemerkt. In ihrem Projekt „We will meet in the blind spot” lenkt Hasager die Aufmerksamkeit auf diese Gemeinschaft. Als ein Dokument der Geschichten und Stimmen fokussiert der Film auf die Freizeit und Interessen der einzelnen Mitglieder der Gruppe. Zwischen Dokumentarfilm und Fiktionalisierung in nachgespielten Szenen des italienischen Nachkriegsfilms, die an den gleichen Drehorten entstanden sind, schafft der Film ein anderes, ermächtigendes Bild.

meet2 »We will meet in the blind spot« © 2015 Maj Hasager, video still meet3 »We will meet in the blind spot« © 2015 Maj Hasager, video still
Im Anschluss: Filmgespräch und Buchpräsentation zum Projekt «We will meet in the blind spot»
Weitere Informationen folgen. 
Über die Filmemacherin und Künstlerin: 
Die dänische Künstlerin Maj Hasager lebt und arbeitet in Kopenhagen, Dänemark. leitet sie das Studienprogramm «Critical and Pedagogical Studies» and der Kunstakademie in Malmö und unterrichtet u.a. an der internationalen Kunstakademie Palestinas, Dar al-Kalima College, Bethlehem und der University of Ulster in Belfast.

Hasagers Arbeiten wurden international in Gallerien und Festivals ausgestellt, wie beispielsweise  beim Past Upon Past, Red Barn Photo Gallery, Belfast, Ireland (2013), Decembers, LAZNIA Centre for Contemporary Art, Gdańsk, Poland (2012), Liverpool Biennial, UK (2010).Zudem wurde sie mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, unter anderem war sie von 2013 und 2015 Stipendiatin im Schloss Solitude in Stuttgart.

Veranstaltungsort
Filmforum im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1, 50677 Köln,

Tel. 0221 221 24498

Termin

Sonntag, 29. November 2015, 18.00 Uhr

Kontakt